"Auf zur Sommerreportage" 

  oder

"Ein Arbeitstag beim       Instrumentenbauer" 

 

 

37 Jahre Instrumentenbauer und immer noch begeistert. 

 

Claus Popp (53) Geschäftsinhaber der Instrumentenbaufirma Harald Wetzel in Hamburg Fuhlsbüttel begann seine Lehre 1984 direkt nach der Beendigung der Schullaufbahn. 1993 erfolgte die Meisterprüfung. Claus sagt: Er hat nicht einen einzigen Tag bereut, diesen Beruf zu ergreifen. Die Begeisterung über Instrumente ist ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Jeder Handgriff sitzt und ist ein Kennzeichen für Professionalität vom Feinsten. Bereits 1994 übernahm er mit Thomas Schwarz die Firma von Harald Wetzel. Seit 2000 ist er alleiniger Geschäftsführer und vor allem Meister, Geselle und Auszubildender in einer Person. "Man lernt nie aus und am meisten lernt man von der Kundschaft und den vielen Gesprächen, wie was sein soll oder am besten wäre".

Von Piccolotrompete bis Kontrabasstuba über die gesamte Vielfalt der Blechblasinstrumente besteht Souveränität über alle Arbeitsprozesse. Waldhörner und Doppelhörner sind eine seiner Spezialitäten. Ich habe Claus einen Tag lang begleitet, so konnte ich mich von der Aufbereitung eines Trippelhornes überzeugen und sehen, mit welcher Leidenschaft hier gearbeitet wird. 15 bis 20 Instrumente warten eigentlich immer darauf, dass sie repariert werden. Reparatur ist die eine Seite des Handwerks, die ergänzt wird durch das Herstellen eigener Instrumente. 

Ein Kornett ist gerade im Bau und ein weiteres aus seiner Baureihe ist gerade in Reparatur, nachdem es 10 Jahre problemlos bespielt wurde. Da steht z.B. das Löten eines Verbindungsteiles auf der Arbeitsliste. Für ein Kornett beträgt die Bauzeit ca. 40 Stunden, so Claus und es kommt richtig Begeisterung rüber. Immerhin trägt das Instrument auch den Namen des Erbauers und es ist schon etwas besonders, wenn ein Kunde es aus des Meisters Hand überreicht bekommt. 

Nahezu alles kann in die Tat umgesetzt werden.  Natürlich baut Claus auch Trompeten und sogar Drei-Loch-Barocktrompeten. Die Qualität der Arbeit seiner Meisterwerkstatt ist nahezu europaweit bekannt. So gibt es Geschäftsbeziehungen nach Bergen, Kopenhagen, Oslo, Brüssel, Stuttgart, München, Hannover, Düsseldorf, Kiel, Lübeck. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Bundesweit kommen Kunden zu ihm nach Hamburg, um persönlich ihre Anliegen zu besprechen. Bei Instrumenten, deren Kaufpreis in den hohen 4-stelligen Bereich geht, will der Kunde natürlich auf Nummer sicher gehen. Da wurde mal eben eine neue Fingerhalterung, die verstellbar ist, angelötet, so dass der Halter entsprechend des Fingers eingestellt werden kann. Ich habe die eher journalistische Situation genutzt und Claus zwei unschöne Dellen auf meiner Bachtrompete gezeigt. "Kann man so nicht lassen". Das war auch meine Meinung. So ganz nebenbei hat er das Ärgernis beseitigt. Kein Problem für einen Profi wie Claus. Das war schon wie Zauberei, wie auf einmal die Dellen verschwunden waren, als wären sie nie da gewesen.

Ein guter Meister wäre keiner, wenn er nicht auch mit weiteren Spezialisten zusammenarbeiten würde. So gibt es Kontakte und Vernetzungen zu diversen Firmen europaweit für Silberarbeiten, Goldarbeiten, Lackierarbeiten. Schallstücke werden direkt aus dem Vogtland geordert - und alles immer in Topqualität, das versteht sich.

Claus selbst hat Trompete von der Pike auf gelernt. Mit 8 Jahren begann er Jagdhorn zu spielen und ab dem 12 Lebensjahr Trompete. Besonders fasziniert ist er vom Kornett, welches von ihm mittlerweile überwiegend geblasen wird.

So übt er auch heute noch täglich am liebsten vor dem Arbeitstag und spielt als Solokornettist bei der WBI Brassband (Wetzel-Brass-Instruments) unter der Leitung von Timo Hänf oder als Solokornettist bei der Brassband Hessen unter der Leitung von Hans Reiner Schmidt. Er selbst leitet den Feuerwehrmusikzug Hartenholm. Das Programm ist vielfältig von Klassik bis Modern. Die Spielstücke in den Brassbands liegen bei maximalen Schwierigkeitsgraden. Da wird es Anfängern schwindelig. Wer nicht regelmäßig übt, hat da keine Chance. Ich dachte mir, dieser Mann ist nicht nur Meister, sondern Künstler in jeglicher Hinsicht und Musiker zugleich. Eine bessere Kombination kann es nicht geben. Auf jede Frage, die ich gestellt habe - und das waren nicht wenige - gab es fundierte und verständliche Erklärungen, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Besonders stolz ist er auf seine Familie. Sohn Christoph zeigt auch handwerkliches Geschick und hat Erfahrung mit dem Trompetenspielen. Seine Ehefrau Claudia spielt Euphonium und Tuba. Sie ist in Sachen Instrumentenreparatur nach über 25 Jahren ein Profi und kümmert sich in gleicher Weise um Reparaturen und die Geschäftsbücher. Bei Reparaturen ist sie leidenschaftlich dabei und noch pingeliger und penibler als er selbst. Die Firma Wetzel ist europaweit hoch angesehen und die Qualität stimmt immer. "Es ist mehr als die halbe Miete, wenn man auf eine so starke Ehefrau bauen kann", so Claus. Sie ist im Übrigen auch für den Verkauf von Instrumenten zuständig.

 

Und für Interessierte, die noch nicht genug gelesen haben, gibt es noch einen Nachschlag. In einem Meisterbetrieb, von denen es leider bundesweit nicht mehr ganz so viele gibt, kann man viel sehen und viel dazu lernen, wovon ich mich überzeugt habe.

Bei der Blechbearbeitung geht es vom Biegen der Rohre über Drehbankarbeiten, Bohren, Löten, Polieren und Schleifen bis hin zum Nieten und Sägen. Eine über 200 jährige Tradition hat und wird überleben. Für Interessierte, die eine hohe Fingerfertigkeit besitzen, kreativ denken können und zudem eine musikalische Ader haben, könnte das Instrumentenbauhandwerk eine berufliche Nische werden.

Danke für diesen lehrreichen Tag. MKK

 

Wer mehr darüber wissen möchte kann gerne mit Claus Popp in Kontakt treten:

popp@wetzel-hamburg.de